Der Weiße Schweizer Schäferhund

Steckbrief - Geschichte - Züchter

Steckbrief Weißer Schweizer Schäferhund

Kurzsteckbrief, Erscheinungsbild, Charakter und Wesen

Kurzsteckbrief

Ursprungsland: Schweiz Standardnummer: 347

Widerristhöhe:
Rüden: 60-66 cm, Hündinnen: 55-61 cm

Gewicht:
Rüden: 30-40 kg, Hündinnen: 25-35 kg

Verwendung: Familien- und Begleithund

FCI-Gruppe 1: Hütehunde und Treibhunde (ausgenommen Schweizer Sennenhunde), Sektion 1. Schäferhunde. Ohne Arbeitsprüfung.

Erscheinungsbild

Kräftiger, gut bemuskelter, mittelgroßer, stehohriger, stockhaariger oder langstockhaariger weißer Schäferhund von gestrecktem Format, mittelschwerem Knochenbau und eleganten, harmonischen- Körperumrissen.

Charakter/Wesen

Lebhaftes und ausgeglichenes Temperament, bewegungsfreudig, aufmerksam mit guter Führigkeit.
Von überwiegend freundlicher, aber unaufdringlicher Kontaktbereitschaft.
Ein freudiger und gelehriger Arbeits- und Sporthund mit Potenzial für vielseitige Ausbildungen.
Hohe soziale Kompetenz, Bindungsbereitschaft und Anpassungsfähigkeit lassen eine ausgezeichnete Integration in das soziale Umfeld zu.
Niemals ängstlich oder inadäquat aggressiv. 

Die Geschichte des Weißen Schweizer Schäferhundes

Die spannende und dramatische Geschichte des weißen Schweizer Schäferhundes ist direkt mit der Geschichte des Deutschen Schäferhundes verbunden, auch wenn dies erst einmal garnicht so aussieht. Aber was viele überraschen dürfte: der Deutsche Schäferhund und der Weiße Schweizer Schäferhund stammen von ein und demselben Hund ab. "Horand von Grafrath", erster eingetragener Hund im Zuchtbuch des Deutschen Schäferhundvereins (SV) ist zugleich der Ursprung beider Linien. Der Weiße Schweizer Schäferhund stammt direkt von "Horand von Grafrath" ab, eine andere Rasse wurde nie eingekreuzt. Aber wie kommt es dann zu den deutlichen Unterschieden der beiden Rassen?

Anfang der 1900er Jahre begann mit "Horand von Grafrath" die Reinzucht des Deutschen Schäferhundes, und bereits damals gab es immer wieder weisse Welpen. Das war nicht ungewöhnlich, denn „Greif“, der Großvater von "Horand von Grafrath", war ein weißer Schäferhund. Die Deutschen Schäferhunde sollten jedoch vor allem als Diensthunde arbeiten, und wer schon einmal einen weißen Schäferhund im Mondlicht leuchten gesehen hat, dem ist klar, daß das nichts mit Tarnung oder Unauffälligkeit zu tun hat. Daher hat man sie schon allein wegen ihrer auffälligen Farbe als dienstuntauglich angesehen. 

Hinzu kam, daß man für das Auftreten genetische Probleme wie Taubheit, Blindheit, Unfruchtbarkeit, HD etc. die weißen Schäferhunde verantwortlich machte. Ein fataler Irrtum, der auch damals schon nicht wissenschaftlich belegbar war. 

Dennoch stimmte 1933 Max von Stephanitz (1899 Gründer des Vereins für Deutsche Schäferhunde (SV)) der Entscheidung zu, weiße Schäferhunde nicht mehr zur Zucht zuzulassen. Weiße Schäferhunde wurden ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ins Zuchtbuch aufgenommen. Zuchtziel war stattdessen eine „bunte“ Farbe, daraus resultierte dann der Deutschen Schäferhund, wie er heute von seiner Farbgebung her bekannt ist. 

Nachdem weiße Schäferhunde keine Zuchtzulassung mehr bekamen, verschwanden sie letztendlich aus Deutschland und sogar ganz Europa. In den 1960er Jahren gab es hier, mit Ausnahme von Großbritannien, keinen einzigen weißen Schäferhund mehr. 

Glücklicherweise hatten die Amerikaner und Kanadier ihren eigenen Kopf und hielten sich nicht an das deutsche Zuchtverbot. Dort konnten nach wie vor auch weiße Hunde ins Zuchtbuch eingetragen. Zwei Züchter spielten dabei eine besondere Rolle: H. N. Hanchett war bereits im Jahre 1920 der Erste, der weiße Schäferhunde aus Deutschland in die USA holte, um gezielt mit ihnen zu züchten. Andere Züchter schlossen sich ihm dabei an. 

Und Ann Tracy startete mit den weißen Schäferhundwelpen ihres ersten Wurfes eine eigene Linie weißer Schäferhunde.

Nur diesem Umständen und der Sturheit der Amerikaner und Kanadier ist es zu verdanken, daß sich in Amerika und Kanada der weiße Schäferhund über die Jahre hinweg zu einer eigenen Rasse entwickeln konnte.

Im Gegensatz zu Deutschland waren die Dienst- und Gebrauchshundeeigenschaften den dortigen Züchtern nicht so wichtig. Der bei den Deutschen Schäferhunden gewünschte Kampftrieb oder die sog. Schussfestigkeit wurde vernachlässigt, stattdessen legte man verstärkt Wert auf familientaugliche Hunde. 

Durch die Auswahl entsprechende Hunde bei der Zucht bildete sich so einen neue Linie mit etwas sensibleren und ruhigeren Hunden, als man es vom Deutschen Schäferhund in Europa erwartet hat.

 Überraschend kam es jedoch auch in Amerika zu einen dramatischen Einschnitt: 1968 waren plötzlich weiße Schäferhunde auf Ausstellungen nicht mehr erwünscht und sie wurden sogar aus dem Standard gestrichen. Trotzdem hatten sie viele treue Anhänger und so wurde 1969 der erste Verein für weiße Schäferhunde gegründet, der „White German Shepherd Dog Club“. Nur diesem Umstand ist es wohl zu verdanken, daß nicht auch in Amerika die weißen Schäferhunde vor der Bildfläche verschwunden sind .  

"Lobo White Burch" war dann der erste weiße Schäferhund, der nach Europa geholt wurde und in der Schweiz seine neue Heimat fand. Im Jahr 1973 begann Agatha Burch mit ihm und der englischen Hündin "White Lilac of Blinkbonny", die sie ebenfalls in die Schweiz geholt hatte, ihre Zucht. Sie fand im Laufe der Zeit über ein Dutzend weitere Züchter, die sich dem weißen Schäferhund verschrieben, sodaß die Zucht weißer Schäferhunde in Europa (und vor allem in der Schweiz) nicht abbrach, als Frau Burch später wieder in die USA zurückkehrte. 

Nach Deutschland kamen die weißen Schäferhunde dank Herbert Faustmann im Jahr 1980. Aus dem Schweizer Zwinger „von Kron“ erwarb er einen Rüden, ein Jahr später kam eine Hündin dazu. Am 12.06.1981 war es dann im Zwinger „von Ronanke“ so weit: nach Jahrzehnten kamen die ersten gezielt gezüchteten weiße Schäferhunde in Deutschland zu Welt. Um die Zucht gesund weiterführen zu können, wurden im Laufe der Zeit weitere Hunde aus den USA und Kanada importiert. 

Vor fast 30 Jahren in Europa nahezu ausgestoben, kam der weiße Schäferhund nun mehr und mehr ins Leben zurück. 1989 kam es dann in der Schweiz zu einem wichtigen Schritt, es wurde die "Gesellschaft Weiße Schäferhunde Schweiz" (GWS) gegründet. Noch wichtiger war jedoch, daß die weißen Schäferhunde 1991 von der Schweizerischen kynologischen Gesellschaft (SKG) als eigenständige Rasse auf nationaler Ebene anerkannt wurden.  

Die Freunde weißer Schweizer Schäferhunde wurden immer zahlreicher, und auch andere Länder erkannten ihn nun plötzlich an: Holland 1995, Dänemark 1996, Österreich 1999 und im Jahr 2000 Tschechien, die Slowakei, Finnland, Schweden sowie Südafrika. 

Wirklich geschafft hat es der weiße Schäferhund jedoch am 1. Januar 2003: der FCI erkennt ab diesem Tag die Rasse international an, zudem wird die Schweiz offiziell als standardführendes Land benannt und der weiße Schäferhund erhält die offizielle Bezeichnung "Berger Blanc Suisse" ("Weißer Schweizer Schäferhund"). 

Im Jahr 1900 als Deutscher Schäferhund gestartet, ab 1933 geächtet und in den 1960ern in Europa nahezu komplett verschwunden hat sich der weiße Schäferhund Europa und die Welt zurückerobert und ist nun als eigenständige Rasse auf sämtlichen FCI-Ausstellungen als Publikumsmagnet zu finden. 

Nach wie vor kursieren jedoch Vorurteile über diese Rasse, die teils aus Unwissenheit entstanden sind, aber auch aus Intoleranz geschürt werden. Man kann aber ganz klar sagen: 

Ein Weißer Schweizer Schäferhund ist kein Albino!

Ein Weißer Schweizer Schäferhund ist nicht krankheitsanfälliger als ein Deutscher Schäferhund! 

Ein Weißer Schweizer Schäferhund ist kein „Abfallprodukt“ des Deutschen Schäferhundes!

Der Weiße Schweizer Schäferhund ist vielmehr ein wundervoller Familienhund und hat sehr gute Anlagen für den Hundesport oder für die Ausbildung zum Blindenführhund bzw. Rettungshund. Er ist sehr intelligent, möchte gefallen und unbedingt auch geistig beschäftigt werden.  

Die Wertigkeit der Rasse „Weißer Schweizer Schäferhund“ zeigt sich neben den internationalen Erfolgen in Shows und im Sport auch ganz banal in einer Warnung des "British Kennel Club", die 2019 im „The Telegraph“ veröffentlicht wurde: 

„Kennel Club warns premium White Swiss Shepherd dogs could be sold off as cheaper German cousins ahead of Crufts debut (...) 

Sue Renno, breed club chairman at the White Swiss Shepherd UK Club, told the Telegraph said: "There is no doubt that some people are looking at this trade as a cash cow. "A White Swiss Shepherd puppy cost £1,500 while a German Shepherd puppy is about £900. They look very similar and we know of one case already. I'm not going to name the dealer butknow who it is and are keeping a careful watch on them.” (...)”

Bei der Zucht von Deutschen Schäferhunden werden auch heute noch immer wieder mal weiße Welpen geworfen. Offensichtlich wurden/werden in Großbritannien vereinzelt solche „gewöhnlichen“ weißen Deutsche Schäferhunde als Weiße Schweizer Schäferhunde ausgegeben, um dadurch einen deutlich höheren Verkaufserlös (nahezu doppelt so hoch) zu erzielen. Auch in der Schweiz ist das Problem bekannt, wie auf den Seiten der GWS nachzulesen ist.

Dabei handelt tatsächlich jedoch um zwei vollkommen unterschiedliche Rassen, was sich vor allem im Wesen und Charakter wiederspiegelt. Wer also das Wesen eines Schweizer Schäferhundes erwartet, kann herb enttäuscht werden, wenn er sich mit einem Deutschen Schäferhund konfrontiert sieht. Das bedeutet natürlich nicht, daß ein weißer Deutscher Schäferhund schlechter wäre, aber wer einen eher ruhigen Familienhund erwartet, kann von einem fordernden Leistungshund schnell überfordert sein.

Nach den Regeln der FCI dürfen Weisse Schweizer Schäferhunde weder mit weißen Deutschen Schäferhunden gekreuzt werden, noch dürfen weiße Deutsche Schäferhunde in der Zucht der Weissen Schweizer Schäferhunde verwendet werden oder als solche umgeschrieben werden. Es ist jedoch nicht auszuschließen, daß auch auf dem deutschen Hundemarkt vereinzelt weiße Deutsche Schäferhunde als Weiße Schweizer Schäferhunde ausgegeben und verkauft werden.

Das ist ein Grund mehr, seinen Hund bei einem seriösen, registrierten Züchter zu kaufen, bei dem man auch die entsprechenden Papiere zum Hund bekommt, welche die Abstammung und somit auch die Echtheit der Rasse garantieren. Zudem kommen bei seriösen Züchtern nur nachweisbar gesunde Hunde zur Weiterentwicklung der Rasse in Frage, denn das Ziel ist es ja letztendlich, viele schöne Jahre mit seinem Hund verbringen zu können…

Züchter Weißer Schweizer Schäferhunde finden

Wie wichtig seriöse Züchter sind, war ja bereits weiter oben unter "Geschichte" nachzulesen. Doch wo findet man solche Züchter?

Übersichten finden sich z.B. auf den Seiten des RWS e.V. oder beim VDH e.V., dort wird i.d.R. auch angezeigt, ob ein Züchter aktuell Welpen erwartet.

Auch wir sind als Züchter sowohl beim RWS, als auch beim VDH registriert und „anerkannte Züchter im VDH“ mit unseren Weißen Schweizer Schäferhunden „aus dem Elbenland“.

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